Genomische Echtzeitüberwachung soll kommende Pandemie rechtzeitig erkennen

Eine der wichtigsten Waffen im Kampf gegen die Pandemie war die genomische Überwachung, die auf der Sequenzierung des gesamten Genoms basiert - das Verfahren soll in Zukunft noch mehr bewirken.

Diese leistungsstarke Technologie verfolgte die Ausbreitung und Entwicklung des Virus und trug dazu bei, die Reaktionen des öffentlichen Gesundheitswesens und die Entwicklung von Impfstoffen und Behandlungen zu steuern. Doch die genomische Überwachung könnte in Zukunft viel mehr bewirken: Sie soll die Zahl der Krankheiten und Todesfälle weltweit verringern helfen. Das jedenfalls berichten Forschende in der Zeitschrift Frontiers in Science

"Epidemieanfällige Infektionskrankheiten überqueren die Grenzen so schnell wie Menschen und Handelsgüter um die Welt reisen", sagte der Hauptautor Marc Struelens von der Université libre de Bruxelles, Belgien, und ehemaliger Chefmikrobiologe des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). "Ein lokaler Ausbruch von heute kann morgen zur nächsten Pandemiekrise werden."

Die genomische Echtzeit-Überwachung von Krankheitserregern könne es der Menschheit ermöglichen, "neue resistente Bakterienstämme und neue Krankheiten, die den Sprung von Mensch zu Tier schaffen, schnell zu erkennen und ihre Ausbreitung und Entwicklung zu verfolgen", so Struelens.

Diese Informationen können dem Wissenschaftler zufolge "in Impfkampagnen einfließen, bei der Entwicklung gezielter Behandlungen helfen und die Reaktionen der öffentlichen Gesundheit lenken." All dies könne dazu beitragen, das Aufflammen von Epidemien zu verhindern.

Die Überwachung ganzer Genome würde es zudem ermöglichen, neue Krankheiten und die Entwicklung bekannter Krankheiten eingehender zu untersuchen. In einer globalisierten Welt, in der sich Krankheitserreger schnell verbreiten, würde die genomische Überwachung es ermöglichen, Infektionen ebenso schnell zu diagnostizieren und zu behandeln.

Struelens und seine Kollegen heben hervor, wie neue Sequenzierungstechnologien, darunter Long-Read-Genomsequenzierung, ultraschnelle Sequenzierung und Einzelzellsequenzierung, sowie künstliche Intelligenz dazu beitragen, in einigen Teilen der Welt Fortschritte bei der Überwachung zu erzielen.

"Es gibt viele Orte, an denen die genomische Überwachung bereits einen entscheidenden Schutz gegen die Ausbreitung von Krankheiten bietet", so Struelens. "Dazu gehören lebensmittelbedingte Infektionen in Europa, Nordamerika und Australien sowie epidemische Viruserkrankungen wie die Vogelgrippe in vielen Ländern weltweit."

"Der Artikel von Struelens et al. ist ein Muss für jeden, der sich für die genomische Überwachung als Teil der Epidemievorsorge interessiert", so Prof. Marion Koopmans vom Erasmus Medical Center in Rotterdam, Niederlande, in einem begleitenden Leitartikel.

"Die Instrumente und Ambitionen sind vorhanden - der nächste Schritt ist der Aufbau gerechter, kooperativer Überwachungsinfrastrukturen für die zukünftige globale Gesundheit. Der vorgeschlagene 'Pandemievertrag' der WHO wird eine Schlüsselrolle spielen, da er einige der Regeln des internationalen Engagements für eine bessere Bereitschaft festlegt.", so Koopmans.


Original Paper

Frontiers | Real-time genomic surveillance for enhanced control of infectious diseases and antimicrobial resistance (frontiersin.org)

 

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