Vollbluttest für Schädel-Hirn-Traumata erhält FDA-Zulassung

Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat einen von Abbott und dem U.S. Army Medical Research and Development Command (USAMRDC) entwickelten Vollbluttest für die Erkennung von Schädel-Hirn-Traumata (SHT) zugelassen.

Das Geräts erlaubt die Messung von zwei aussagekräftigen Biomarkern direkt am Bett der Patienten. Auf diese Weise erhalten die behandelnden Ärztinnen und Ärzte innerhalb von 15 Minuten Ergebnisse in Laborqualität. Darüber hinaus können die Patienten beim neuen Verfahren bis zu 24 Stunden nach einer Verletzung untersucht werden, was eine erhebliche Verbesserung gegenüber den bisher verfügbaren Tests darstellt.

Bisherige Tests waren in den USA nur für die Verwendung mit Plasma oder Serum zugelassen. Der Nachteil: Die Proben mussten zur Verarbeitung an ein klinisches Labor geschickt werden. 

Die neue Methode ist deutlich anwenderfreundlicher: Eine venöse Blutprobe wird auf eine Testkartusche aufgetragen, die anschließend in das tragbare i-STAT Alinity®-Gerät eingesetzt wird. Dort erfolgt die Messung von zwei Biomarkern, die bei Hirnverletzungen in den Blutkreislauf freigesetzt werden können: UCH-L1 und GFAP. Die auf diese Weise gemessenen Werte liefern im Falle einer Verletzung des Gehirns wichtige Informationen über den Zustand des Patienten.

Dass die US Army an der Entwicklung des Verfahrens beteiligt war, verwundert nicht. "Schädel-Hirn-Traumata sind ein großes Problem für die Gesundheit, Bereitschaft und Widerstandsfähigkeit der Soldaten", sagte Brigadegeneral Edward H. Bailey, kommandierender General des USAMRDC. Laut Statistiken des amerikanischen Verteidigungsministeriums (DoD) erlitten im Zeitraum zwischen 2000 und 2023 fast 500.000 US-Soldaten weltweit ein Schädel-Hirn-Trauma infolge von militärischem Training, Einsätzen oder alltäglichen Aktivitäten – etwa bei Sportveranstaltungen.

Die Entwicklung einer einsatzfähigen Lösung für die Erkennung und Bewertung von Schädel-Hirn-Traumata bei im In- und Ausland stationierten Militärangehörigen habe „daher für das US-Militärgesundheitssystem höchste Priorität“.

Abbott hat den sogenannten i-STAT TBI-Bluttest in Zusammenarbeit mit der U.S. Army Medical Materiel Development Activity (USAMMDA), einem Teil des USAMRDC, entwickelt. Das Kommando widmet sich seit mehr als zwei Jahrzehnten der Entwicklung einer Lösung zur Erkennung und Bewertung von Schädel-Hirn-Traumata.

Erste Ansätze der Bestimmung von SHT mit Hilfe von Bluttests erfolgten allerdings bereits 2015 im zivilen Bereich. So berichteten damals Forschende am US-amerikanischen Orlando Regional Medical Center über die Möglichkeit, Hirnverletzungen bei Kindern über die Messung von GFAP zu erkennen. 


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U.S. Army Sgt. Raymond Calzada, ein medizinischer Laborspezialist der 566th Medical Company Area Support, 61st Multifunctional Medical Battalion, 1st Medical Brigade, wartet auf Testergebnisse des Analyzer Traumatic Brain Injury (ATBI) Systems als Teil eines simulierten Unfallszenarios während Global Medic, einer Gefechtsunterstützungsübung. Credits: US Army.