JLM: Personalisierte Medizin im Kampf gegen MRSA sinnvoll

Die therapeutische Überwachung von β-Lactam-Antibiotika sei zu einem "wichtigen Instrument für die Behandlung schwerer Infektionen geworden" - aber die personalisierte Dosierung wäre in Zukunft sinnvoll, berichten Forschende in der April-Ausgabe des Fachblatts Journal of Laboratory Medicine (JML).

Die Krankenhaussterblichkeit auf Grund von Infektionen mit Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA)-Bakterienstämmen ist hoch und liegt zwischen 15 und 40 %[1]. Die besten klinischen Ergebnisse bei der Behandlung von MRSA-Infektionen seien die β-Laktam-Antibiotika Flucloxacillin und Cefazolin, berichten Tony Böhle , Ulrike Georgi , Dewi Fôn Hughes , Oliver Hauser , Gudrun Stamminger und Dirk Pohlers im Fachblatt Journal of Laboratory Medicine (JLM).

Cefazolin habe im Vergleich zu Flucloxacillin ein geringeres Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen. "Daher ist Cefazolin eine attraktive Alternative für die Therapie von Patienten mit MRSA-Bakteriämie", so die Autoren.

Doch wieviel Wirkstoff kommt im Organismus des Einzelnen gegen die Mikroben wirklich an? Um diese Frage zu beantworten, entnahmen die Forschenden von sieben kritisch kranken Patienten insgesamt 24 Serumproben. "Die nicht proteingebundene Konzentration wurde direkt nach der Ultrafiltration gemessen und mit prognosebasierten Gesamtkonzentrationen und Proteinbindungswerten aus der Literatur verglichen", erklären die Mediziner die Vorgehensweise.

Die Ergebnisse lassen aufhorchen. Denn die gemessene, nicht-proteingebundene Konzentration variierte über einen weiten Bereich (7,6-118 mg/L), wobei 22 von 24 Proben Cefazolin-Werte oberhalb der therapeutischen Zielwerte (8-16 mg/L) aufwiesen. "Darüber hinaus reichte die beobachtete Proteinbindung von 29 bis 78 % (Median 66,8 %), was deutlich unter den in der Literatur angegebenen Werten lag", schreiben die Autoren, und: "Beim Vergleich der Messungen mit der Vorhersagekraft von Gesamtkonzentrationen und Proteinbindungswerten wurden schlechte Ergebnisse erzielt".

Die Ergebnisse zeigten demnach eine hohe Variabilität der Plasmaproteinbindung von Cefazolin bei schwerkranken Patienten. Daher könne das Prinzip "eine Dosis für alle" nicht mehr als zeitgemäß angesehen werden.

Für eine personalisierte Cefazolin-Therapie auf der Grundlage der therapeutischen Arzneimittelüberwachung empfehlen die Mediziner daher "die aktive, nicht proteingebundene Wirkstoffkonzentration zu bestimmen, da Berechnungen aus der Gesamtfraktion schlechte Ergebnisse liefern".


Böhle, Tony, Georgi, Ulrike, Hughes, Dewi Fôn, Hauser, Oliver, Stamminger, Gudrun and Pohlers, Dirk. "Adequate cefazolin therapy for critically ill patients: can we predict active concentrations from given protein-binding data?" Journal of Laboratory Medicine, vol. 48, no. 2, 2024, pp. 53-60. https://doi.org/10.1515/labmed-2023-0085

Staphylococcus aureus. Credits: Eric Erbe, Christopher Pooley/Wikipedia

Staphylococcus aureus. Credits: Eric Erbe, Christopher Pooley/Wikipedia