Multiple Sklerose (MS): Diagnose Jahre vor Ausbruch der Symptome möglich

Forscher haben eine einzigartige Autoantikörpersignatur identifiziert, die bei etwa 10 Prozent der Patienten mit MS Jahre vor dem Einsetzen der klinischen Symptome vorhanden ist.

Autoantikörper sind im Grunde genommen Antikörper, die Eindringlinge abwehren sollen, sich aber letztendlich gegen den eigenen Körper wenden und Probleme wie Autoimmunerkrankungen verursachen. Mithilfe des Serum Repository des US-Verteidigungsministeriums, einer Kohorte mit mehr als 10 Millionen Personen, führten die Forscher ein Autoantikörper-Profiling des gesamten Proteoms an Hunderten von Proben von MS-Patienten durch. Diese wurden vor und nach dem Einsetzen der Symptome gesammelt.

Dabei entdeckten die Forschenden eine bestimmte Gruppe von Patienten, die eine Autoantikörpersignatur mit gemeinsamen Mustern aufwiesen.

Bemerkenswerterweise zeigten diese Patienten bereits Jahre vor dem Auftreten jeglicher MS-Symptome eine Antikörperreaktivität und hatten erhöhte Werte an Neurofilament Light Chain (sNfL) im Serum. Der Biomarker deutet auf eine frühe neuroaxonale Schädigung hin.

Danillo Augusto, Ph.D., Assistenzprofessor für Biologie an der University of North Carolina in Charlotte und Co-Autor der Studie, erklärte:

„Diese Studie wirft Licht auf die präklinische Phase von MS und bietet einen vielversprechenden Weg für die Frühphase.“ Die Erkennung und Intervention von Patienten mit hohem Risiko, an MS zu erkranken, könne die Patientenversorgung und Behandlungsstrategien revolutionieren.

Eine weitere Validierung dieser Autoantikörpersignatur wurde an Proben aus einer separaten MS-Kohorte durchgeführt und bestätigte ihre hohe Spezifität für Patienten mit diagnostizierter MS. Dieser Befund stelle einen bedeutenden Meilenstein in der MS-Forschung dar und ebne "möglicherweise den Weg für die Entwicklung antigenspezifischer Biomarker für Hochrisikopersonen mit klinisch oder radiologisch isolierten neuroinflammatorischen Syndromen", so die Forschenden.

Hintergrund MS:

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft. Sie kann Gehirn, Rückenmark und Sehnerven beeinträchtigen. Weltweit sind etwa 2,5 Millionen Menschen von MS betroffen, wobei rund 200.000 Fälle in Deutschland auftreten. Etwa 70 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Das Risiko, an MS zu erkranken, liegt in der Gesamtbevölkerung Deutschlands bei 0,1 bis 0,2 Prozent. Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen 20 und 40 Jahren. Die Diagnose erfolgt durch durch Anamnese, Untersuchungen und Tests wie Blutuntersuchungen, Lumbalpunktion (Wirbelsäulenhahn), Magnetresonanztomographie (MRT) und Nervenleitungstests .


Original Paper:

An autoantibody signature predictive for multiple sclerosis | Nature Medicine


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Ein Biomarker kann den Ausbruch von MS Jahre vor den ersten Symptomen voraussagen. Credits: Juliane Sanchez/ Pexels.com

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